Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(3): 166-175
DOI: 10.1055/s-0032-1307466
Fachwissen
Anästhesie & Intensivmedizin Topthema: Management von Organspendern und Organempfängern
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Management von Organspendern und Organempfängern – Narkoseführung bei transplantierten Patienten

Anaesthesia in patients after transplantation
Thomas Palmaers
,
Wolfgang Lobbes
,
Maike Höltje
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Publication Date:
22 March 2012 (online)

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Zusammenfassung

In Deutschland leben derzeit mehr als 17000 Menschen, die ein Organ transplantiert bekommen haben. Für den anästhesiologisch tätigen Arzt impliziert dies, dass er im Laufe seiner ärztlichen Tätigkeit damit rechnen muss, mit einem solchen Patienten in Berührung zu kommen. Dabei kommt neben der präoperativen Beurteilung, inklusive der Funktion des transplantierten Organs, auch der Immunsuppression eine bedeutende Rolle zu. Hier muss in enger Zusammenarbeit mit dem Patienten und der für ihn zuständigen Transplantationsambulanz die Fortführung der perioperativen Immunsuppression sorgfältig geplant werden. Ein streng hygienisches Vorgehen ist bei diesen Patienten aufgrund der Immunsuppression und dem damit verbundenen erhöhten Infektionsrisiko essenziell. Dazu gehört auch die strenge Nutzen-Risiko-Bewertung aller invasiven Maßnahmen.

Bei der Durchführung der Anästhesie und dem Einsatz der Anästhetika zeigen sich für diese Patienten keine wesentlichen Unterschiede zu nicht transplantierten Patienten. Vielmehr muss hier das Augenmerk auf eine ausgeglichene Homöostase aller Organsysteme gerichtet werden.

Abstract

More than 17000 patients currently live in Germany who have had organ transplants. The implications of this for the anaesthetists are that they are very likely to be confronted by such a patient at some point during their active career. Besides the preoperative assessment which includes that of the function of the transplanted organ, appropriate immunosuppression poses a particular challenge. Close collaboration with both patients and their transplant specialists is essential to preempt the perioperative consequences and plan continuation of immunosuppression. Strictly aseptic measures are mandatory as well as detailed evaluation of the risk-benefit balance of all invasive procedures.

There are no significant differences between the anaesthetic approaches and agents in transplant and non-transplant patients. However, in the latter group, homeostasis of all organ systems should be more focused on.

Kernaussagen

  • Die Anzahl der Patienten mit transplantierten Organen steigt stetig an.

  • Bei der präoperativen Beurteilung ist die Transplantatfunktion von Bedeutung. Ansonsten zählen die gleichen Anforderungen für die präoperative Diagnostik wie für Patienten ohne Transplantation.

  • Die Immunsuppression muss perioperativ fortgeführt werden. Im Zweifelsfall sollte immer die zuständige Transplantationsambulanz konsultiert werden.

  • Ein streng hygienisches Vorgehen ist bei Immunsuppression absolut erforderlich.

  • Sowohl Regionalanästhesieverfahren als auch die Allgemeinanästhesie können bei allen Patienten nach Transplantation eingesetzt werden.

  • Transplantierte Patienten verfügen häufig über eine Niereninsuffizienz aufgrund der Immunsuppression.

  • Bei Patienten nach Lungentransplantation kann bei ”en bloc“-Transplantation mit Entfernen der eigenen trachealen Carina der Hustenreflex erloschen sein. Hier ist die Gefahr für eine stille Aspiration hoch.

  • Das transplantierte Herz ist denerviert und ist daher nicht in der Lage, mit einer Reflextachykardie auf bestimmte Situationen zu reagieren.

  • Bei Patienten nach Nierentransplantation ist immer mit einer erheblichen kardiovaskulären Komorbidität zu rechnen.

Ergänzendes Material